Editorial

Covid-19 und mögliche Konsequenzen für die Onkologie

Wie könnte der neue Alltag aussehen?



Gerade sind wir in der frühen exponentiellen Phase mit bereits >3000 Corona-infizierten Bewohnern der Schweiz (16.3.)*. Die frappante Parallelität der hiesigen Kurve der Neuerkrankten zum Inzidenzverlauf in Italien lässt keine Zweifel aufkommen, dass die nächsten Wochen eine harte Nagelprobe für unser föderales Gesundheitssystem sein werden. Dass Krebspatienten zur Risikogruppe mit einer deutlich erhöhten Morbidität und Mortalität bei einem Covid-19 Infekt gehören ist zwar klar, aber das ist schon ziemlich alles, was wir momentan darüber wissen. Gerade erscheinen die ersten Publikationen zu diesem Thema aus China (Lancet 2020) und geben einen ersten Eindruck, was uns erwarten könnte (Fig. Lancet).

Was kann dies für den hiesigen onkologischen Alltag bedeuten? Sollen unsere Patienten in Selbst-Quarantäne in bestimmten Situationen und welchen? Wie können und müssen wir sie dabei unterstützen? Sollen sie öffentliche Verkehrsmittel noch benützen? Sollen wir aktuell nicht lebensnotwendige Therapien wie z.B. adjuvante immunsuppressive Therapien verschieben oder unterlassen, ebenso wie nicht dringende Operationen und Radiotherapien? Was hat dies später für Konsequenzen für den Gesamtverlauf?
Müssen wir die Ambulatorien anders organisieren und intensive Corona-Testungen von Patienten und Personal einführen? Wie können wir sicherstellen, dass alle spitalinternen und externen Partner wie Medizinische Onkologie, Radiologie, Nuklearmedizin, Radiotherapie etc. unsere Patienten adäquat schützen?
Sind die nun laufenden klinischen Studien mit antiviralen Substanzen wie z.B. mit Remdesivir eine zukünftige Therapieoption? Wie können wir Patienten unterstützen, welche nebst ihrer Erkrankung noch durch grossen wirtschaftlichen Schaden belastet und bedroht sind?
Die SAKK ist gerade dabei gesamtschweizerisch eine Studie zu etablieren, welche uns in dieser unerwarteten Situation auf solche Fragen Antworten bringen könnte und wir ersuchen alle Kolleginnen und Kollegen sich daran zu beteiligen. Es bietet sich hier ein kurzes Opportunitäts-Fenster in dieser für alle unerwarteten, bedrohlichen Situation rasch zu lernen und die richtigen Schlüsse für unsere jetzigen und zukünftigen Patienten zu ziehen.

* Stand 14.4.: 25’688 Fälle und 1 142 Tote

Prof. em. Dr. med. Thomas Cerny
Thomas.Cerny@kssg.ch

Prof. Dr. med. Roger von Moos
Roger.vonMoos@ksgr.ch

info@onco-suisse

  • Vol. 10
  • Ausgabe 2
  • April 2020