Einführung: BCG Instillations-Sepsis bei Blasenkarzinom



Das Urothelkarzinom der Harnblase ist ein aggressives Karzinom. Die Frühdiagnose mittels Zystoskopie bei Auftreten einer schmerzlosen Makrohämaturie ist entscheidend, um das Karzinom vor der Muskelinvasivität zu erfassen und damit das Überleben zu sichern. Trotzdem versterben auch heute noch ca. 50% der Patienten mit muskelinvasivem Karzinom innerhalb von 5 Jahre nach Erstdiagnose – trotz verbesserter Systemtherapie. Initial sind rund ein Drittel der neu diagnostizierten Blasenkarzinome bereits muskelinvasiv – die Zystektomie ist 2024 die therapeutische Erstlinienempfehlung. Die laparoskopisch-roboterassisterte radikale Zystektomie inklusive Harnableitung mit Ersatzblase oder Ileum Conduit zeigt eine wesentlich kleinere Morbidität und weniger Komplikationen bei vergleichbaren onkologischen Resultaten verglichen mit der offen-chirurgischen Zystektomie. Bei oberflächlich aggressiven Blasenkarzinomen (“high grade” oder Carcinoma in situ) werden nach transurethraler Erstresektion leitliniengerecht intravesikale Instillationstherapien mit einem abgeschwächten Stamm von Mycobacterium bovis (Bacillus Calmette-Guerin) in wöchentlichen Abständen appliziert. Der Induktions-Zyklus dauert 6 Wochen, gefolgt von einem oder mehreren Erhaltungszyklen. In den letzten 50 Jahren hat sich diese Instillations-Therapie in der Urologie als Standard erhalten mit dem Ziel eines verlängerten progressionsfreien Überlebens. BCG stimuliert die entzündliche und zytotoxische Immunabwehr. Die Nebenwirkungen der intravesikalen Therapie sind häufig lokale Irritationen sowie auch Fieber und Unwohlsein. Es kann jedoch auch zu einer hämatogenen Streuung und schliesslich septischer Entwicklung kommen, was aber bei weniger als 5% der Patienten der Fall ist. Charakteristisch dafür ist die positive BCG-Blutkultur. Wie der schöne Übersichtsartikel von Dr. A. Farokhnia in diesem Heft zeigt, muss bei einer febrilen Entwicklung mit systemischer Entzündungsreaktion nach transurethralen BCG-Instillationen an eine hämatogene Streuung und BCG-Sepsis gedacht werden. Eine konsequente tuberkulostatische Therapie mit Isoniazid, Rifampicin und Ethambutol über ein halbes Jahr stellt den Therapie-Standard dar.
Prof. Dr. med. Hubert John

Chefarzt und Klinikleiter
Klinik für Urologie
EBU Certified Training Centre
Urologisches Tumorzentrum
Kantonsspital Winterthur
8400 Winterthur

hubert.john@ksw.ch

PRAXIS

  • Vol. 113
  • Ausgabe 2
  • Februar 2024