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Empagliflozin (SGLT-2-Inhibitor) verlangsamt die Reduktion der Nierenfunktion bei chronischer Niereninsuffizienz

  • Empagliflozin (SGLT-2-Inhibitor) verlangsamt die Reduktion der Nierenfunktion bei chronischer Niereninsuffizienz


Wie wirksam und sicher ist Empagliflozin bei Patientinnen und Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz?

Hintergrund

Renin-Angiotensin-System-Inhibitoren (RAS), Natrium-Glu­kose-Cotransporter-2(SGLT-2)-Inhibitoren und der nicht steroidale Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonist Finerenon ver-langsamen die Verschlechterung der Nierenfunktion bei Patientinnen und Patienten mit diabetischer Nephropathie und Albuminurie. Viele Kranke haben aber eine Niereninsuffizienz ohne Diabetes.In dieser Studie wird die Wirksamkeit von Empagliflozin (SGLT-2-Inhibitor) bei Personen mit einer chronischen Niereninsuffizienz und geringer Albuminurie untersucht.

Einschlusskriterien

  • Patientinnen und Patienten mit einer eGFR (geschätte GFR) zwischen 20 und 45 ml/min/1,73 m2, unabhängig vom Ausmass der Albuminurie, oder
  • mit einer eGFR zwischen 45 und 90 ml/min/1,73 m2 und einem Albumin-Kreatinin-Quotient im Urin (normal < 30 mg Albumin/g Kreatinin) von mindestens 200
  • Teilnehmende sollten mit einem RAS behandelt sein (wenn die behandelnde Ärztin/der behandelnde Arzt entschied, dass ein RAS nicht indiziert ist oder Teilnehmende die Einnahme nicht tolerieren, konnten sie trotzdem an der Studie teilnehmen)

Ausschlusskriterien

  • Patientinnen und Patienten mit polyzystischer Nieren­erkrankung
  • Nach Nierentransplantation

Studiendesign und Methode

Randomisierte Studie, Placebo-kontrolliert

Studienort

241 Zentren in acht Ländern

Interventionen

Gruppe 1: Empagliflozin 10 mg/d
Gruppe 2: Placebo

Outcome

Primärer Outcome
Progression der Nierenerkrankung: definiert als Dialysepflichtig oder Transplantation oder Abnahme der eGFR auf weniger als 10 ml/min/1,73 m2 (zweimal im Abstand von 30 Tagen bestätigt) oder Absinken der eGFR um mindestens 40 ml/min/1,73 m2 im Vergleich zum Baseline-Wert oder kardiovaskulärer Tod

Sekundäre Outcomes
Kombinierter Endpunkt von Hospitalisation oder Tod

Resultate

  • Zwischen Februar 2019 und April 2021 wurden 8544 Personen für die Eignung zur Teilnahme an der Studie untersucht, und 6609 Teilnehmende wurden randomisiert.
  • Das mittlere Alter betrug 64 Jahre; 33 % waren Frauen, 54 % hatten keinen Diabetes.
  • Die mittlere eGFR lag bei 37 ml/min/1,73 m2 und 34,5 % der Teilnehmenden hatten eine eGFR von weniger als 30 ml/min/1,73 m2; der mediane Albumin-Kreatinin-Quotient war 329, fast 50 % hatten einen Quotienten von weniger als 300.
  • Im März 2022 wurde die Studie gestoppt, da die Interimsanalyse einen positiven Effekt zeigte.
  • Die mediane Nachbeobachtungsdauer betrug zwei Jahre.
  • Primärer Endpunkt: trat bei 13,1 % in der Empagliflozin- und bei 16,9 % in der Placebogruppe auf. Der Unterschied ist statistisch signifikant.
  • Sekundäre Endpunkte: Die Häufigkeit von Hospitalisationen war geringer in der Empagliflozin-Gruppe (24,8 Hospitalisationen/100 Patientenjahre) als in der Placebogruppe (29,2 Hospitalisationen/100 Patientenjahre).
  • Die Unterschiede waren sowohl bei Teilnehmenden mit als auch ohne Diabetes vorhanden.
  • Nebenwirkungen: Ketoazidose bei sechs Teilnehmenden in der Empagliflozin- und bei einem in der PlaceboGruppe; Beinamputation bei 28 Teilnehmenden in der Empagliflozin- und bei 19 in der Placebogruppe.

Kommentar

In der Population mit unterschiedlichen Einschränkungen der eGFR, einem unterschiedlichen Ausmass der Albuminurie und verschiedenen Ursachen der Nierenfunktionsstörung reduziert Empagliflozin, verglichen zu Placebo, die Verschlechterung der Nierenfunktion.

ORCID
Johann Steurer
https://orcid.org/0000-0001-5368-5099

Prof. em. Dr. med. Johann Steurer

Zürichbergstrasse 7
8032 Zürich

johann.steurer@usz.ch

The EMPA-Kidney Collaborative Group. Empagliflozin in Patients with Chronic Kidney Disease. N Engl J Med. 2023;388:117–127.