- Frauen und Sport
Mittlerweile ist es erwiesen, dass Sport und Bewegung auch bei Frauen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben. Die positiven Auswirkungen sind jedoch je nach Art und Intensität der Bewegung sowie dem sportlichen Niveau für Frauen und Männer unterschiedlich [2].
Für die Beratung von Frauen in der Sprechstunde braucht es demnach angepasste Empfehlungen in verschiedenen medizinischen Bereichen. So zum Beispiel zur Art und Intensität einer Aktivität, der Trainierbarkeit des kardiopulmonalen Systems oder den Einflüssen von Aktivität während der Schwangerschaft. In der (sport)medizinischen Literatur fehlen noch immer spezifische Erkenntnisse, die sich auf Frauen beziehen. Eine aktuelle Übersicht von Paul [3] zeigt auf, dass zwischen 2017 und 2021 in den sechs besten Sportmedizin-Journals in über 70 % der Studien isoliert Männer betrachtet wurden, in knapp 9 % nur Frauen und in den restlichen Studien jeweils beide Geschlechter. Sucht man in PubMed nach Literatur zu den beiden Begriffen «Menstrual Cycle» AND «Athlete», so findet sich ein Artikel aus 1963 und dann erst wieder einige ab 2009. 2021 wurden erstmals mehr als 20 Artikel dazu publiziert.
Nora Wieloch und Johannes Scherr beschreiben in einer Mini-Review [4] die aktuellen Kenntnisse zu internistischen, muskuloskelettalen und leistungsrelevanten Bereichen, die für die Beratung von Sportlerinnen in der Praxis hilfreich sind. Zudem zeigen sie auf, welche Faktoren beachtet werden sollen, um Schwangere bezüglich Sport und Bewegung adäquat beraten zu können. Dies ist wichtig, da Sport während einer Schwangerschaft ohne Komplikationen sowohl für die Mutter als auch für das Kind positive Auswirkungen hat. Sportliche Aktivität hat zum Beispiel einen präventiven Effekt auf die Entstehung eines Gestationsdiabetes oder einer Hypertonie. Aber noch heute wird schwangeren Frauen viel zu häufig von Bewegung und Sport abgeraten, obwohl es keinen medizinischen Grund dafür gibt. Der aktuelle Artikel hilft, die bestehenden Vorurteile abzubauen.
Damit wünsche ich Ihnen eine gute Lektüre und hoffe, die Erkenntnisse daraus unterstützen Sie in der sportmedizinischen Beratung ihrer Patientinnen.
Leitende Ärztin Sportmedizin
Medbase Bern Zentrum
Sports Medical Center
Schwanengasse 10
3011 Bern
Schweiz
sibylle.matter@medbase.ch
1. Vaubel H. Frauensport und Gesundheit. Monatsschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie. 1932;92:173–177. DOI: 10.1159/000309628.
2. Hands BP, Parker H, Larkin D, Cantell M, Rose E. Male and female differences in health benefits derived from physical activity: implications for exercise prescription. Journal of Women’s Health, Issues and Care. 2016;5:4. DOI: 10.4172/23 25-9795.1000238.
3. Paul RW, Sonnier JH, Johnson EE, et al. Inequalities in the Evaluation of Male Versus Female Athletes in Sports Medicine Research: A Systematic Review. Am J Sports Med. 2022; DOI: 10.1177/03635465221131281. Epub ahead of print.
4. Wieloch N, Scherr J. Geschlechtsspezifische Unterschiede der Sportmedizin. Praxis (Bern 1994). 2023;112(12):582–588.
PRAXIS
- Vol. 112
- Ausgabe 12
- Oktober 2023