- Interdisziplinäre Zugänge bei Blasenentleerungsstörungen
Die Autorin aus St. Gallen beschreibt einen spannenden Fall einer jungen Frau, die mit hohen Resturinmengen auffällt, auch weil der Resturin rezidivierende Harnwegsinfektionen triggert [1]. Das beschriebene Fowler Syndrom ist eine seltene Ausschlussdiagnose (die nur mit Urodynamik mit Miktionsphase und EMG gestellt werden kann), was so viel heisst, dass man andere Ursachen für die Harnretention bei der Frau kennen und durchdenken muss.
Was kann man aus der Praxis für die Praxis mitnehmen? Anamnese und Basisuntersuchungen sind die halbe Miete – wie immer:
Anamnese – aktuelles Leiden: Weniger eindrücklich als Männer beschreiben auch Frauen eine Miktionsstörung mit abgeschwächtem Strahl, Mehrfachmiktion, Resturingefühl und Nachtröpfeln und nicht nur Urininkontinenz und Drang. Wenn eine jüngere Frau mit unklarer Inkontinenz und mit einer Miktionsstörung auffällt, dann soll man nach anderen neurologischen Ereignissen fragen wie z.Bsp nach Sehstörungen, Sensibilitätsstörungen, Gangstörungen, motorischen Ausfällen. Ein unklarer Drang oder Dranginkontinenz, allenfalls kombiniert mit einer Entleerungsstörung, können bei einer jungen Frau die ersten Symptome einer MS sein.
Persönliche Anamnese: Durchgemachte urogynäkologische Operationen geben den richtigen Hinweis: Ein zu eng eingelegtes suburethrales Band ist heute wahrscheinlich die häufigste Ursache für eine Obstruktion (bladder outlet obstruction) mit Miktionsstörung und Urge. Typischerweise treten die Symptome DeNovo nach der Operation auf.
Leidet die Patientin an einem Genitalprolaps erklärt das Quetschhahnphänomen die Entleerungsstörung.
Ein Zustand nach ausgedehnter Operation im kleinen Becken zum Beispiel bei tief infiltrierender Endometriose oder gynäkologischen oder gastrointestinalen Tumoren erklärt den Ausfall der autonomen Innervation und die konsekutive Blasenatonie (bladder underactivity).
Eine autonome Polyneuropathie erklärt die Miktionsstörung durch die Blasenatonie beim Diabetes.
Auch kann man einfache Untersuchungen nicht genug wertschätzen:
Der Resturin lässt sich mit dem billigsten Ultraschallgerät einfach erkennen und messen und man kann so bei unklaren Symptomen im unteren Harntrakt die Retention erkennen. Fehlen oder Vorhandensein von Resturin definiert mögliche Diagnosen, die weiteren Abklärungen und Therapien.
Um einen gynäkologischen Vorfall zu erkennen, braucht man einen gynäkologischen Untersuchungsstuhl, der nicht immer zur Verfügung steht. Allerdings weiss die Patientin von sich, ob sie einen Prolaps hat.
Mit Anamnese und Basisuntersuchungen kommt man also weit, auch bei der chronischen Harnretention der Frau [2]. Je nach Situation geht es dann allenfalls weiter zur Gynäkologie, Urologie, Neurourologie oder Neurologie und es können Untersuchungen folgen, wie im Artikel schön beschrieben.
Was kann man aus der Praxis für die Praxis mitnehmen? Anamnese und Basisuntersuchungen sind die halbe Miete – wie immer:
Anamnese – aktuelles Leiden: Weniger eindrücklich als Männer beschreiben auch Frauen eine Miktionsstörung mit abgeschwächtem Strahl, Mehrfachmiktion, Resturingefühl und Nachtröpfeln und nicht nur Urininkontinenz und Drang. Wenn eine jüngere Frau mit unklarer Inkontinenz und mit einer Miktionsstörung auffällt, dann soll man nach anderen neurologischen Ereignissen fragen wie z.Bsp nach Sehstörungen, Sensibilitätsstörungen, Gangstörungen, motorischen Ausfällen. Ein unklarer Drang oder Dranginkontinenz, allenfalls kombiniert mit einer Entleerungsstörung, können bei einer jungen Frau die ersten Symptome einer MS sein.
Persönliche Anamnese: Durchgemachte urogynäkologische Operationen geben den richtigen Hinweis: Ein zu eng eingelegtes suburethrales Band ist heute wahrscheinlich die häufigste Ursache für eine Obstruktion (bladder outlet obstruction) mit Miktionsstörung und Urge. Typischerweise treten die Symptome DeNovo nach der Operation auf.
Leidet die Patientin an einem Genitalprolaps erklärt das Quetschhahnphänomen die Entleerungsstörung.
Ein Zustand nach ausgedehnter Operation im kleinen Becken zum Beispiel bei tief infiltrierender Endometriose oder gynäkologischen oder gastrointestinalen Tumoren erklärt den Ausfall der autonomen Innervation und die konsekutive Blasenatonie (bladder underactivity).
Eine autonome Polyneuropathie erklärt die Miktionsstörung durch die Blasenatonie beim Diabetes.
Auch kann man einfache Untersuchungen nicht genug wertschätzen:
Der Resturin lässt sich mit dem billigsten Ultraschallgerät einfach erkennen und messen und man kann so bei unklaren Symptomen im unteren Harntrakt die Retention erkennen. Fehlen oder Vorhandensein von Resturin definiert mögliche Diagnosen, die weiteren Abklärungen und Therapien.
Um einen gynäkologischen Vorfall zu erkennen, braucht man einen gynäkologischen Untersuchungsstuhl, der nicht immer zur Verfügung steht. Allerdings weiss die Patientin von sich, ob sie einen Prolaps hat.
Mit Anamnese und Basisuntersuchungen kommt man also weit, auch bei der chronischen Harnretention der Frau [2]. Je nach Situation geht es dann allenfalls weiter zur Gynäkologie, Urologie, Neurourologie oder Neurologie und es können Untersuchungen folgen, wie im Artikel schön beschrieben.
Dr. med. Daniel Passweg
Frauenklinik Stadtspital Weid und Triemli
Birmensdorferstrasse 501
8063 Zürich
daniel.passweg@triemli.zuerich.ch
1. Abgottspon et al, PRAXIS 2023, 112(13): 656-658.
2. Ihnenfeld I, Passweg D. Störung der Harnblasenentleerung bei der Frau. info@gynäkologie 2023; 13:11-15.
PRAXIS
- Vol. 112
- Ausgabe 13
- Dezember 2023